Optionspreis, innerer Wert und Zeitwert gehören zum Basiswissen eines jeden Investors. Bei einer Option handelt es sich um einen Wettvertrag mit relativ geringem Verlustrisiko. Diese Arten von Spekulationen wurden bereits vor 2000 Jahren getätigt – und sind immer noch aktuell.
Europäische vs. amerikanische Optionen
Optionen bzw. Optionsscheine sind keinesfalls Erfindungen der Neuzeit – bereits vor 2000 Jahren spekulierte die damalige Bevölkerung mit Termingeschäften. Als erstes deutsches Unternehmen brachte die Karstadt AG im Jahr 1925 einen Optionsschein an der US-Börse heraus. Heute existieren mehr als 24.000 gelistete Optionsscheine an der Euwax sowie an der Börse in Frankfurt. Wie bereits erwähnt handelt es sich bei einer Option um einen Wettvertrag, zum Beispiel ob in einem klar definierten Zeitfenster ein bestimmter Wert steigt (sogenannte Call-Option). Optionen haben den Vorteil, dass das Verlustrisiko auf die Optionsprämie begrenzt ist. Für den Käufer ist eine Option ein Recht, jedoch keine Pflicht.
Es wird zwischen amerikanischen und europäischen Optionen unterscheiden. Die Differenzierung bezieht sich dabei auf die jeweilige Optionsart sowie die Ausübungsmodalitäten. Während bei amerikanischen Optionen der Besitzer jederzeit sein Recht ausüben kann, ist dies dem Besitzer bei europäischen Optionen nur zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt bzw. Zeitraum möglich. Auch Optionsscheine sind in unterschiedlichen Arten erhältlich. Standard ist der sogenannte Plain Vanilla Optionsschein – darüber hinaus existieren unterschiedliche Varianten, die es dem Anleger ermöglichen, auf bestimmte Marktsituationen reagieren zu können. Zu den bekanntesten exotischen Optionsscheinen zählen der Bandbreiten-Optionsschein, der Power-Optionsschein sowie der Hit-Optionsschein.
Video Europäische vs. amerikanische Optionen
Charakteristika von Optionsscheinen
Im Zusammenhang mit Optionsscheinen sind einige Begrifflichkeiten von wesentlicher Bedeutung, die für einen Laien, der sich mit der Materie nicht auskennt, mitunter schwieriger zu verstehen sind. Aus diesem Grund werden diese Begriffe im Folgenden definiert. Im Gegensatz zu einer Beteiligung am Produktivvermögen durch den Besitz von Aktien berechtigt ein Optionsschein den Inhaber innerhalb eines zuvor festgelegten Zeitraumes einen bestimmten Basiswert zu einem bestimmten Basispreis, der in einem Bezugsverhältnis steht, zu kaufen bzw. zu verkaufen. Optionsscheine haben dabei den Vorteil der Hebelwirkung: mit einem vergleichsweise geringen Kapitaleinsatz kann ein hoher Gewinn erzielt werden. Optionsscheine zeichnen sich durch drei Eigenschaften aus:
- Der Basiswert legt fest, auf was sich der Optionsschein bezieht (beispielsweise eine Aktie, einen Rohstoff, einen Index oder eine Anleihe).
- Bei dem Basispreis handelt es sich um den tatsächlichen Preis, zu dem der Käufer des Optionsscheines den Basiswert kaufen oder verkaufen kann.
- Das Bezugsverhältnis gibt dabei an, wie viele Optionsscheine tatsächlich gebraucht werden, um das Recht auch ausüben zu können.
Definition: Call
Seit dem Jahr 1988 wird die sogenannte Trendbrief-Trendfolge-Strategie angewendet, um bei der Spekulation mit Optionsscheinen die Verluste möglichst niedrig zu halten und den Gewinn zu maximieren. Diese Strategie funktioniert nachweislich auf allen Märkten. Der Preis für einen Optionsschein setzt sich aus zwei Komponenten zusammen, dem inneren Wert sowie dem Zeitwert, die im nachfolgenden erklärt werden. Um diese Faktoren besser verstehen zu können, werden zunächst dafür notwendige Begriffe definiert. Ein Optionsschein kann unterschiedliche Optionsrechte garantieren.
Bei dem Standard-Optionsschein wird zwischen Kauf- (Call) und Verkaufsoptionsscheinen (Puts) unterschieden. Ein sogenannter Call sichert dem Inhaber das Recht zu, zu einem bestimmten Preis und innerhalb eines bestimmten Zeitraums eine Aktie zu kaufen oder sein Recht verfallen zu lassen. Der Anleger ist dabei überzeugt, dass der Basiswert ansteigt – nur aus diesem Grund kauft er den Call. Der Wert des Optionsrechts nimmt zu, wenn der Kurs des Basiswerts ansteigt, jedoch die anderen Einflussfaktoren ansteigen. Verkauft der Investor den Call, wenn die Differenz zwischen dem Kaufpreis und dem Verkaufspreis positiv ist, erzielt dieser einen Gewinn.
Video Call-Option
Put
Ebenso wie bei einem Call handelt es sich bei einem Put um eine Form des Optionsrechts. Im Unterschied zu einem Call ist der Put jedoch ein Verkaufs- Optionsschein und beinhaltet aus diesem Grund das Recht, den Emittenten die Aktie, den Rohstoff, die Währung etc. zu verkaufen oder ihn anzudienen.
Strike
Bei dem Strike handelt es sich um den von Beginn an festgelegten Preis, zu dem der Käufer eines Optionsscheines den Basiswert kaufen bzw. verkaufen kann. Um das Risiko möglichst gering zu halten, ist die Berücksichtigung des Abstands zwischen dem aktuellen Preis des Basiswerts an der Börse sowie dem Basispreis relevant.
Der innere Wert
Der Preis eines Optionsscheines setzt sich unter anderem aus dem inneren Wert zusammen. Dabei handelt es sich um den rein rechnerischen Wert, den der Optionsschein besitzt – also der Betrag, der bei der Ausübung des Optionsscheines erzielt werden kann. Berechnet wird der innere Wert eines Optionsscheins anhand der Differenz zwischen dem aktuellen Kurs des Basiswertes sowie dem Bezugspreis. Bei einem Call verfügen Optionsscheine dann über einen inneren Wert, wenn der Bezugspreis niedriger ist als der derzeitige Kurs des Basiswerts. Ein Put hingegen weist einen inneren Wert auf, wenn der Strikepreis des Optionsscheines über dem Kurs des Basiswertes liegt. Generell werden Optionsscheine, bei denen ein innerer Wert vorhanden ist, als „im Geld“ befindlich beschrieben. „Am Geld“ bezeichnet werden hingegen Optionsscheine, bei denen der Bezugspreis sowie der Preis des Basiswerts identisch sind – diese besitzen ebenso wie „aus dem Geld“ befindliche Optionsscheine (dabei liegt der aktuelle Kurs des Basiswertes bei Calls unter, bei Puts über dem Strike) keinen inneren Wert. Durch die Berechnung des inneren Wertes eines Optionsscheines ist dessen eigentlicher Wert niedriger als der tatsächlich dafür gezahlte Preis. Allerdings kann durch eine längere Laufzeit des Optionsscheines dennoch ein Gewinn erzielt werden.
Video Innerer Wert
Der Zeitwert
Der Zeitwert ist neben dem inneren Wert die zweite Komponente, aus der sich der Preis für einen Optionsschein zusammensetzt. Wie bereits beschrieben ist der für den Optionsschein bezahlte Preis immer höher als sein innerer Wert. Der Zeitwert gibt nun die Zeitdifferenz zwischen dem inneren Wert und dem tatsächlichen Preis für einen Optionsschein. Auch wenn der Optionsschein keinen inneren Wert aufweist, kann sich der Zeitwert verändern: dies geschieht beim Verkaufen, wodurch sich der Kurs des Basiswertes sowie auch der Kurs des Optionsscheines erhöht. Befindet sich der Optionsschein „am Geld“, also bei Erreichen des Bezugspreises, so verfügt der Zeitwert zu diesem Zeitpunkt den höchsten Wert. Steigt nun der Aktienkurs über den Strikepreis, so baut sich ein innerer Wert auf, wodurch sich der Optionsschein nun „im Geld“ befindet. Ab da setzt sich der Preis des Optionsscheines aus dem inneren Wert sowie dem Zeitwert zusammen.
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