Wer mit dem Gedanken spielt, einen Kredit aufnehmen und in Aktien investieren zu wollen, sollte mit Verlusten leben können. Sicher ist diese Geldanlage nicht.
Kredit aufnehmen und in Aktien investieren: Vermögen bilden auf Pump?
Viele Banken gewähren Kredite über den gewünschten Betrag, mittlerweile sogar mit null Prozent Zinsen oder sogar im Bereich der Minuszinsen. Was der Kreditnehmer dafür kauft, bleibt ihm überlassen, denn es handelt sich einfach nur um einen Konsumentenkredit. Dieser ist nicht zweckgebunden oder muss wie ein Baukredit für bestimmte Dinge ausgegeben werden. Es bleibt dem Kunden daher selbst überlassen, ob er für das geliehene Geld ein neues Auto kauft, auf Reisen geht oder eben eine Geldanlage ordert.
Findige Anleger kamen schon vor einiger Zeit auf die Idee, dass es möglich sei, einen Kredit aufnehmen und in Aktien investieren zu können, um Erfolg zu haben. Selbst dann, wenn es sich nicht um einen Kredit mit null Prozent Zinsen handelt, verblassen die Kosten angesichts mancher Renner an der Börse. Der Preis der Facebook-Aktien stieg beispielsweise innerhalb von fünf Jahren um 500 Prozent. Was machen da schon einige wenige Prozent Zinsen für einen Kredit aus?
Wer beispielsweise 2000 Euro investiert und dafür innerhalb eines Jahres rund 9200 Euro (Aktien Aixtron) wieder herausbekommt, wird sich keine Sorgen um Zinszahlungen machen. Er hält das Kredit Aufnehmen und in Aktien Investieren für eine gute Idee. Allerdings kann niemand die Zukunft sehen, was bedeutet, dass wenige Beispiele erfolgreicher Investitionen nicht allgemeingültig betrachtet werden können.
Wer zum Beispiel zu spät einsteigt, kann keine Top-Profite mehr erzielen. Niemand weiß genau, wie es mit den bisher erfolgreichen Aktien weitergeht. Ebenso, wie der Bergauftrend zu erkennen war, kann es auch rasch wieder bergab gehen. Dann sind Verluste vorprogrammiert!
Kredit aufnehmen und in Aktien investieren: Individuell entscheiden
Egal, ob Kleinanleger oder Großinvestor: Jeder weiß, dass der Kauf von Aktien ein Risiko sowie keinen sicheren Gewinn bedeutet. Wer einen Kredit aufnehmen und in Aktien investieren möchte, sollte sich daher dessen bewusst sein, dass das Vorhaben gründlich schiefgehen kann. Rutscht der Wert der Aktien ab, muss der Kredit natürlich dennoch zurückgezahlt werden. Bei sogenannten Hebelpapieren ist sogar mit einem Totalverlust zu rechnen.
Es sollte daher gut überlegt werden, ob mit geliehenem Kapital die Geldanlage gewagt wird oder nicht. Werden kleine Beträge bis zu 1000 oder 2000 Euro eingesetzt, mag das kein Problem sein. Wer jedoch Haus und Hof als Sicherheit einsetzt und dann einen Totalverlust hinnehmen muss, steht vor einer finanziellen und persönlichen Katastrophe.
Wer es sich nicht leisten kann, auf ein paar Tausend Euro zu verzichten, bekommt somit ganz klar keine Empfehlung für die Kreditaufnahme, um das Geld für Aktien zu investieren. Wer über einen ausreichend hohen finanziellen Spielraum verfügt, kann allerdings einen Wertpapierkredit ins Auge fassen. Dabei wird das Depot als Sicherheit gesetzt, allerdings sind Abschläge davon einzukalkulieren. Zwischen 50 bis 80 Prozent liegen diese Abschläge, die selbst bei Aktien von Großkonzernen hinzunehmen sind.
Wichtig: Die Zinsen für den Wertpapierkredit oder für einen normalen Konsumentenkredit können nicht von der Steuer abgesetzt werden. Außerdem muss der Gewinn später versteuert werden.
Pro und Kontra: Kredit aufnehmen und in Aktien investieren?
Wer einen Kredit aufnehmen und in Aktien investieren möchte, hat sicherlich den Gewinn im Kopf, der sich damit hoffentlich erzielen lässt. Allerdings ist dieser natürlich nicht sicher, selbst wenn der aufgenommene Kredit den finanziellen Rahmen erst einmal erweitert, so kann die Rechnung auch daneben gehen.
Anleger, die einen Kredit aufnehmen und in Aktien investieren, können allerdings davon profitieren, dass sie das finanzielle Risiko zumindest zum Teil planen können. Der Ratenkredit wird in festen Raten abgezahlt, sodass die monatliche Belastung kalkulierbar bleibt.
Auch die folgenden Punkte sprechen für die Kreditaufnahme, um damit einen Gewinn durch Aktienkäufe und –verkäufe zu erzielen:
- Keine Vorbereitung nötig
Zum einen sind die finanziellen Mittel die wichtigste Voraussetzung für die Investition in Aktien. Zum anderen sollten auch ein paar Kenntnisse rund um den Aktienmarkt vorhanden sein, wenn die Sache Erfolg haben soll bzw. nicht nur Verluste zu erwarten sind. Letzteres lässt sich durch einen guten Berater nachholen; wer kein ausreichend hohes Budget zur Verfügung hat, bekommt dieses durch die Kreditaufnahme. Es ist demnach keine lange Vorbereitungszeit nötig, während der finanzielle Mittel aufgetrieben werden müssen. - Kauf günstiger Aktien
Aktien, die eine Talfahrt hinter sich haben oder nun erst einmal eine Weile am Boden bleiben, werden im Rahmen des Bottom Fishings zu günstigen Preisen gekauft. Schlaue Investoren passen den Zeitpunkt, ehe die Aktie wieder steigt, genau ab. Sie können danach von deren Aufstieg profitieren. Wer den perfekten Zeitpunkt trifft, kann bereits nach kurzer Zeit hohe Gewinne einfahren. Allerdings ist die Sache wie immer im Aktiengeschäft spekulativ. So kann es durchaus passieren, dass sich die Talfahrt noch deutlich länger hinzieht als gedacht.
Diese beiden sind die Hauptgründe dafür, einen Kredit aufnehmen und in Aktien investieren zu wollen. Schnelles Geld für eine geringe Investition, das ist schon immer der Traum aller Anleger gewesen. Wenige Beispiele zeigen, dass das durchaus Erfolg haben kann, doch es gibt auch genügend Negativbeispiele, die Verluste dokumentieren, die teilweise existenzbedrohend sind bzw. waren. Nicht umsonst raten auch Profis wie Warren Buffett von einem solchen Vorhaben ab, denn Aktieneinbrüche sind nicht zu verhindern.
Auch die folgenden Punkte sprechen dagegen, einen Kredit aufnehmen und in Aktien investieren zu wollen:
- Doppelter Verlust ist möglich
Wie genau sich eine Aktie entwickelt, lässt sich nicht mit Bestimmtheit vorhersagen. Sogar Aktien, die auf den ersten Blick vielversprechend aussehen, können sich völlig konträr zu den Erwartungen entwickeln. Wer nun einen Kredit aufnehmen und in Aktien investieren möchte, sollte sich dessen bewusst sein, dass er für die Verbindlichkeiten in voller Höhe haften muss. Der Kredit ist auch dann zurückzuzahlen, wenn die Investition zum Verlust geworden ist. Profis sprechen hier von einem doppelten Verlust, denn nicht nur das in die Aktie investierte Geld ist weg, sondern auch das Geld aus dem Kredit. Es kann passieren, dass der Anleger den Kredit tilgen muss, ohne auf der anderen Seite die geplanten Einnahmen durch das Darlehen verzeichnen zu können. - Risiko des Ruins
Sicher, im besten Fall funktioniert das Vorhaben, es werden Gewinne eingefahren. Allerdings kann sich aus einem solch gewagten Vorhaben auch schnell eine Abwärtsspirale entwickeln. Wer einen Kredit aufnehmen und in Aktien investieren möchte, läuft Gefahr, dass die Aktien nicht den gewünschten Gewinn abwerfen. Wer besonders risikofreudig ist, erhöht vielleicht den Kreditrahmen. Gleichzeitig investiert er noch mehr. Mit noch größerem Verlust. Ähnlich einem Spielsüchtigen, der immer mehr Geld investiert, kann sich der Anleger völlig überschulden.
Kredit aufnehmen und in Aktien investieren: Das ist wichtig
Experten raten häufig dazu, keinen Wertpapierkredit zu wählen. Der Grund: Wenn alle Aktien fallen, betrifft das auch die beliehenen Aktien. Die Bank verkauft diese, um die Schulden zu tilgen. Doch dies ist meist mit dem erzielten Spottpreis nicht möglich, sodass der Anleger keine Aktien mehr hat. Dennoch blickt er auf Schulden gegenüber der Bank. Wer nicht weiß, wie genau das Beleihen funktioniert, sollte diesen Weg ohnehin nicht gehen!
Ebenfalls wichtig ist das ausreichende Eigenkapital. Generell sollte das Portfolio immer aus einem gewissen Prozentsatz Eigenkapital bestehen. Wer seine Aktien zu 100 Prozent auf Pump kauft, läuft demnach Gefahr, dass sich bei einem Wertverlust der Eigenkapitalanteil ins Negative verkehrt. Außerdem sollte jeder, der einen Kredit aufnehmen und in Aktien investieren will, mit dem geliehenen Geld nur sichere Aktien kaufen. Wer damit noch spekuliert, hat ein deutlich größeres Risiko, sich zu überschulden.
Manche Experten raten dazu, nicht irgendeinen Kredit aufnehmen und in Aktien investieren zu wollen, sondern sich auf den Dispo zu beschränken. Dieser ist kurzfristig verfügbar, er kann nicht in beliebiger Höhe aufgestockt werden. Ein normaler Ratenkredit sollte ebenfalls nur in einer Höhe aufgenommen werden, die sich rasch wieder zurückzahlen lässt.
Außerdem ist es wichtig, dass trotz der Kreditraten genügend finanzieller Spielraum bleibt. Mindestens drei Monate sollten inklusive aller Verpflichtungen sowie der Kreditraten überbrückt werden können, wenn kein Geldeingang vorhanden sein sollte. Immerhin ist es jederzeit möglich, unvorhergesehene Ausgaben stemmen zu müssen oder gar arbeitslos zu werden.
Fazit: Um einen Kredit aufnehmen und in Aktien investieren zu wollen, bedarf es zum einen gründlicher Überlegung, zum anderen einer individuellen Entscheidung. Je nach vorhandenem finanziellen Spielraum sowie der zu kaufenden Aktie sind die Empfehlungen unterschiedlich. Wenn für eine Person das Kredit Aufnehmen und in Aktien Investieren eine gute Idee ist, kann das für jemand anderen eine völlig falsche Entscheidung sein.
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